Ernteverluste bei Williams Christbirne durch Pink End (11/04)

In der Saison 2000 waren im Pfälzer Obstanbaugebiet lokal zum Teil erhebliche Ernteverluste bei Williams Christbirne zu verzeichnen. In Einzelfällen wurden bis zu 50 % der am Baum hängenden Früchte vorzeitig reif bei gleichzeitigem Weichwerden des Fruchtfleisches. Vom Kelch der Früchte ausgehend verfärbte sich das Fruchtfleisch schließlich bräunlich, die Folge war eine einsetzende Fäulnis mit sekundärem Monilia - Befall.

Auffallend an diesen vorzeitig reifenden und gelb verfärbenden Früchten war eine pink-farbene Verfärbung des Kelchbereiches. Die Vermutung lag zunächst nahe, daß es es sich um Nectria- Infektionen handeln könnte. An der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in Mainz und an der SLFA Neustadt konnten aus ausgewählten Fruchtproben jedoch weder Nectria noch Botrytis oder andere pilzliche Erreger isoliert werden ( Bauermann, Wahl, 2000 ). Es muß sich demnach um eine nicht parasitäre Ursache handeln.

Fruchtanalysen von vorzeitig reifenden und noch grünen Birnen bei der BOLAP in Maikammer ergaben hinsichtlich der Nährstoffe Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium, Mangan, Bor, Kupfer, Zink, Calcium und Eisen keine nennenswerten Unterschiede. Demnach konnte auch eine etwaige unterschiedliche Nährstoffversorgung der Früchte als mögliche Ursache für dieses Phänomen ausgeschlossen werden.

Ein Literaturstudium an der Landesanstalt in Mainz ( Dr. Krauthausen ) brachte dann den entscheidenden Hinweis. In den USA ist diese Erscheinung bei Williams Christbirne ( Synonym: Bartlett Pears ) bekannt und wird im ‚Compendium of Apple and Pear Diseases‘ unter ‚Pink End of Bartelett Pears‘ beschrieben.

Laut Literatur tritt ‚Pink End‘ vorallem dann auf, wenn während den letzten 4 Wochen des Fruchtwachstums die Nachttemperaturen auf 7 °C und darunter absinken. Liegen die Tagestemperaturen nicht über 20 °C reicht eine Summe von 25 nächtlichen Stunden mit Temperaturen von max. 7 °C aus, um die Ethylenproduktion anzuregen und somit eine vorzeitige Fruchtreife zu initialisieren.




Abb. 1: Temperaturverlauf von Juni bis August 2000 am Standort Herxheimweyher


In Abb. 1 ist der Temperaturverlauf in der Zeit des Fruchtwachstums von Anfang Juni bis Mitte August dargestellt. Die kritische Phase lag zwischen dem 26. bis 28. Juni mit T min. von 5 °C.

Betrachtet man sich in Abb. 2 die stündlichen Temperaturwerte vom 26. bis 28. Juni einmal genauer, so lagen die Tagesmaximumwerte lediglich am 27. und 28. Juni für wenige Stunden über der Schwelle von 20 °C. Allerdings konnte nur in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni für 5 Stunden ( 0 bis 5 Uhr morgens ) die kritische Schwelle bei den Nachttemperaturen von 7 °C unterschritten werden.




Abb. 2: Temperaturverlauf vom 26. bis 28. Juni am Standort Herxheimweyher

Geht man entsprechend der amerikanischen Literatur davon aus, daß niedrige Temperaturen für ‚Pink End‘ verantwortlich sind, wäre unter aller Vorsicht aus diesen einjährigen Beobachtungen der Schluß zu ziehen, daß im Pfälzer Anbaugebiet deutlich weniger Stunden unter der kritischen 7°C – Schwelle benötigt werden, um ‚Pink End‘ zu induzieren. Die Tagestemperaturen, die in dieser kritischen Phase ( 26. bis 28.06. ) nur unwesentlich für wenige Stunden über der 20 °C – Marke lagen, könnten hierbei einen entscheidenden Einfluß genommen haben.

Symptombeschreibung:

Der Name ‚Pink End‘ kommt von der pinkfarbenen Verfärbung des engeren Kelchbereiches und der Kelchläppchen ( Bild 1 ). Dieses zuerst auftretende Symptom erscheint laut Literatur etwa 4 – 5 Wochen vor der Ernte. In diesem Jahr konnten in der ersten Juliwoche die Kelchverfärbungen erstmals beobachtet werden, also demnach ca. 4 Wochen vor Beginn der Williamsernte ( für Frischmarkt ).




BILD 1: Kelchverfärbung

Als 2. Symptom wird eine Verfärbung der Fruchthaut im Bereich des Kelches von grün nach gelb mit sich schnell einsetzendem Weichwerden des Fruchtfleisches beobachtet ( Bild 2 ). In der Folge wird davon die gesamte Frucht erfaßt ( Bild 3 ), schließlich verfärbt sich das Fruchtfleisch vom Kelch ausgehend bräunlich und wird faul ( Bild 4 ).




Bild 2: Verfärbung der Fruchthaut



Bild 3: Kelchfäule infolge von "Pink End"




Bild 4: Verfärbung und Fäulnis des Fruchtfleisches

Es ist schon jeher bekannt, daß Williams Christbirne dazu neigt, bei kaltem Wetter während der späten Fruchtentwicklungsphase am Baum deutlich früher zu reifen. Entsprechend frühzeitig müßte in solchen Fällen die Ernte eingeplant werden. Da ‚Pink End‘ jedoch bereits 4 – 5 Wochen vor der eigentlichen Ernte induziert wird und in der Folge die Früchte für den Frischmarkt nicht mehr verwertbar sind, muß der Williams-Anbauer in der Pfalz mit diesem Phänomen leben. Allerdings ist nicht davon auszugehen, daß diese Erscheinung jedes Jahr in dem Maße auftritt wie in der abgelaufenen Saison. In den USA werden laut Literatur 4 – 5 Wochen vor der Ernte Spritzungen mit Gibberellinsäure durchgeführt ( in Deutschland nicht zugelassen! ). Diese heben den Effekt der niedrigen Temperaturen auf und verhindern somit ‚Pink End of Bartlett Pears‘.


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