Bienenweidepflanzen im Porträt Mai/2

In der zweiten Maihälfte blühen schon wieder so viele wunderbare und wichtige Blütenpflanzen für Insekten, dass sich eine erneute Vorstellungsrunde lohnt.

Bei einem Rundgang durch die Natur fallen im Moment vor allem weißblühende Pflanzen auf. Welche Pflanzen sind das eigentlich?

Der Baum des Jahres 2020, die Robinie! Seine weißen, hängenden Blütenrispen duften schon von weither und locken Bienen und Hummeln. Diese Baumart ist erst seit 300 Jahren in Europa heimisch, eigentlich stammt sie aus Nordamerika. Bei uns wurde sie ursprünglich als Zierbaum eingeführt, ist aber in warmen Gegenden Europas verwildert und ergänzt nun die heimische Flora als Pionierbaum an trockenen und heißen Waldrändern und Brachflächen. Ihr Holz ist haltbar und in der Forstwirtschaft als Alternative zu importiertem Tropenholz geschätzt. In Ungarn und in der Slowakei gibt es große Bestände für die Holzwirtschaft, die auch von Imkern genutzt werden. Die Robinie, auch falsche Akazie genannt (Robinia pseudoacacia) ist ein wichtiger Trachtbaum- aus ihrem Nektar wird der sogenannte „Akazienhonig“ produziert.

Der schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist fast überall zu finden, und schon „immer“ hier heimisch, so dass er in vielen Märchen vorkommt. In der Mythologie galt der Strauch als Sitz der Schutzgöttin Holda, Hulda oder Holla (die Gebrüder Grimm machten daraus eine helfende oder strafende Frau Holle). Der „grüne Hüter“ wurde traditionell nah an Haus und Hof gepflanzt, um seine Schutzwirkung zu entfalten, und er wurde respektvoll behandelt und gepflegt. Dafür fanden seine Blüten, Blätter, Früchte und Zweige vielfältige Anwendungen in Küche und Hausapotheke. Seine lieblich und unverwechselbar duftenden Blüten werden von kleinen Käfern und Fliegen beflogen, nicht aber von Bienen und Hummeln. Die Blüten lassen sich zu Sirup und Limonade sowie süßen Speisen verarbeiten. Überaus wertvoll sind später seine schwarzvioletten Beeren für die Vogelwelt, wir schätzen aus ihnen hergestellte Säfte und Gelees.

Der Rote Hartriegel (Cornus sanguinea) gehört zu den heimischen Sträuchern, die gerne an Feld- und Wegrändern in gemischten Hecken wachsen. Man findet ihn oft zusammen mit Schlehe, Weißdorn, Wolligem Schneeball, Pfaffenhütchen und Wildrosen. Er ist ein wichtiges Vogelschutzgehölz, seine schwarzen Früchte werden von Vögeln (aber nicht von Menschen) geschätzt, und Blätter und Zweige bieten Nahrung für viele heimische Schmetterlingsraupen. Die Blüten werden von zahlreichen Wildbienenarten und Schmetterlingen besucht, für die Honigbiene ist der Rote Hartriegel ein wichtiger Pollenspender, für die Honigproduktion spielt er jedoch keine Rolle.

Die überhängenden, über und über mit Blüten besetzen Zweige der Wildrosen bieten dieses Jahr schon früh ein bezauberndes Bild. Ihre offenen Blüten sind wichtige Pollen und Nektarspender für viele Insekten und auch Honigbienen und Hummeln. Die vitaminreichen Hagebutten sind bei vielen Tieren (und Menschen) beliebt, die dornigen Zweige bieten Schutz und Nistmöglichkeiten.

Am häufigsten anzutreffen ist die Hunds-Rose (Rosa canina), aber es gibt noch viele andere tolle Wildarten, die auch im Garten sehr dekorativ sind. Oft ist ihre Blütezeit nur kurz, doch der Fruchtschmuck durch ihre Hagebutten gleicht das spielend aus.

Die Bibernell-Rose (Rosa pimpinellifolia) hat feines hellgrünes Laub an rötlichen Stielen, dazu weiße Blüten und später schwarze Hagebutten! Sie lässt sich schön im Hintergrund von Staudenbeeten oder in gemischten Hecken verwenden.

Eine außergewöhnliche Blattfarbe bietet die Hechtrose oder „bereifte“ Rose, Rosa glauca. Ihr Laub schimmert blau-grau, mit einem rötlichen Schimmer. Sie stammt aus Südeuropa, kommt aber auch nördlich der Alpen wild vor. Ihre Blüten sind leuchtend pink mit einer hellen Mitte, später bilden sich orange-rote Hagebutten. Mit ihr lassen sich interessante Kombinationen in Blütenhecken schaffen, z.B. mit dem rotlaubigen Perückenstrauch oder der Fasanenspiere (Physocarpus opulifolius ‚Diablo‘, sowie mit silbrigen Ölweiden oder der weidenblättrigen Birne (Pyrus salicifolia ‚Pendula‘). Der Kontrast von silbrigen und rötlichen Blättern wirkt sehr elegant-mediterran und bietet trotzdem etwas für die heimische Tierwelt.

Der Duft und die leuchtenden Blüten von Rosa rugosa, der Apfel- oder Kartoffel Rose sind für viele untrennbar mit den norddeutschen Küsten und Dünenlandschaften verbunden, und man kann sich kaum vorstellen, dass diese Art erst 1850 aus Ostasien nach Mitteleuropa eingeführt wurde. Doch hat sie sich mittlerweile flächendeckend ausgebreitet und sich durch ihre Robustheit als Windschutzpflanze bewährt. Zudem bietet sie Nahrung und Unterschlupf für viele kleine Tiere. Wenn man Hagebutten zum Verzehr ernten möchte, ist das die Art der Wahl! Ihre großen, weichen Früchte lassen sich gut ernten und von den Kernen befreien.

Ein bisher wenig bekanntes und viel zu selten verwendetes Gehölz ist die feinblättrige Form des Faulbaums oder Pulverholzbaums, Rhamnus frangula ‘Fineline‘. Seine Blüten sind unscheinbare cremegelbe Glöckchen, die jedoch sehr intensiv von Bienen und Hummeln beflogen werden. Das farnartige Laub verfärbt sich im Herbst leuchtend gelb und leuchtet schon von weitem. Durch den straff aufrechten, säulenförmigen Wuchs lässt er sich prima auch in kleinen Gärten oder für dauerhaften Kübelpflanzungen verwenden. Achtung, die Früchte sind für Menschen sehr giftig!

Während das heimische Pfaffenhütchen (Euonymus europäeus) im Moment eher als Raupenfutterpflanze auffällt (kahlgefressen und voller Gespinste) macht sein Verwandter, der Korkflügelstrauch (Euonymus alatus) das ganze Jahr über eine gute Figur. Er treibt früh und frischgrün aus, und bildet schnell einen blickdichten, breiten Strauch. Seine aktuell erscheinenden Blüten sind unscheinbar und kaum zu sehen, doch die Bienen finden sie und erfüllen den ganzen Strauch mit ihrem Gesumm. Im Herbst färben sich seine Blätter zum spektakulärsten Rot des Gehölzsortiments! Damit nicht genug, bilden seine Zweige Korkleisten, die dem kahlen Strauch auch im Winter ein dekoratives Aussehen verleihen. Ein wertvolles, unkompliziertes Gehölz, das am schönsten in Einzelstellung wirkt, sich aber auch gut im Kübel verwenden lässt.

Seit Jahrzehnten bekannt und schon fast wieder aus der Mode gekommen sind die „Gartenveteranen“ Kirschlorbeer, Cotoneaster und Feuerdorn. Vielleicht lässt sich unter dem Aspekt der Bienenfreundlichkeit ein wohlwollenderer Blick auf diese in Städten häufig zu sehenden Sträucher werfen. Sie sind alle extrem trockenheitsverträglich und robust, durch die Sortenvielfalt kann die Blüte über einen langen Zeitraum erhalten werden. Die Früchte werden später gerne von Vögeln gefressen. Im Siedlungsbereich werden diese Sträucher gerne von heimischen Wildbienen genutzt, die teilweise in der Landschaft weniger Nahrung finden.

Die heimische Alternative zu diesen immergrünen Heckensträuchern ist der Liguster. Er behält auch im Winter den Großteil seines Laubs und ist um diese Jahreszeit mit einer Vielzahl von duftenden, weißen Blüten übersät, die die Schmetterlinge und Bienen lieben. Seine schwarzen Beeren werden den ganzen Winter über gerne von Amseln und anderen Vögeln gefressen.

Aus dem Staudensortiment lassen sich aktuell ganze Seiten mit Beschreibungen von Bienenweidepflanzen füllen. In aller Kürze noch eine kleine Übersicht meiner Favoriten:

Die Glockenblumen (Campanula) bilden eine der vielfältigsten Gattungen für fast alle Gartenbereiche. Die winzige Campanula cochleariifolia besiedelt Spalten zwischen Steinen und Mauerfugen. Die bekannten Polsterglockenblumen (C. porschaskyana und C. portenschlagiana) bilden dichte Teppiche aus blauen Blüten und kommen an fast jedem Standort prima zurecht. Auf zarten aufrechten Stielen schweben die Blüten der Pfirsichblättrigen Glockenblume (C. persicifolia). Sie säen sich gerne selbst aus und tauchen in Pflasterfugen auf, ohne lästig zu werden. Zu prächtigen Büschen können die Sorten von C. lactiflora heranwachsen, ‘Lodden Anne‘ in rosa oder ‘Superba‘ in blau können Höhen von einem Meter erreichen. Nicht zu vergessen sind natürlich die riesigen Blüten der neueren Punctata-Hybriden wie ‘Sarastro‘ oder ‘Kent Belle‘. Allen gemeinsam ist jedoch Ihre absolute Beliebtheit bei Bienen und Hummeln. Viele heimische Wildbienen sind auf den Pollen von Glockenblumen spezialisiert, um ihre Nachkommen zu füttern. Die Garten-Glockenblumen können einen wichtigen Ausgleich zum Verschwinden von vielen Wildarten in der Landschaft leisten, und werden dankbar angenommen.

Alle Storchschnäbel (Geranium) werden sehr gerne von Honigbienen und Schwebfliegen besucht. Im Garten lassen sie sich vielfältig einsetzen. Ihr Farbspektrum reicht von weiß über rose, pink und blau bis violett. Es gibt sie für fast jeden Standort, für das Prachtstaudenbeet, unter Rosen, als robusten Bodendecker, sogar unter Bäumen im trockenen Schatten.

Um diese Jahreszeit denkt man noch nicht daran, aber es gibt tatsächlich schon blühende Astern! Die Blüten der niedrig wachsenden Alpen-Astern (Aster alpinus) öffnen sich im Mai und bieten im Beetvordergrund oder als Einfassung gepflanzt zahlreichen Insekten einen gedeckten Tisch. Es gibt sie in weiß, violett und rosa, sie blühen bis in den Juni hinein.






Eva.Hofmann@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de drucken nach oben