Faktencheck: Hilft Eiweißbrot beim Abnehmen?

Stand: 07/25/2012
Eiweißbrot oder Eiweiß-Abendbrot ist bereits seit längerem ein Trend in Bäckereien. Damit haben Bäcker auf Ernährungsempfehlungen reagiert, die unter dem Motto „Low Carb“ Kohlenhydrate als Dickmacher bewerten. Vor allem eine kohlenhydratarme, eiweißreiche Mahlzeit am Abend soll beim Abnehmen helfen.

Mit dem Eiweiß-Abendbrot wird den Kunden ein leichtes, bekömmliches Brot versprochen, das – wie der Name auch sagt - besonders für den Verzehr beim Abendessen gedacht ist. Es soll nicht nur das Wohlbefinden steigern und einen gesunden Lebenswandel unterstützen, sondern auch helfen, überflüssige Pfunde abzubauen.

Handelt es sich hier aber tatsächlich um ein „kleines Brotwunder“?


Was ist Eiweißbrot?

Um den Eiweißanteil zu erhöhen, wird in den Eiweißbroten weniger Getreidemehl verwendet und stattdessen Weizeneiweiß (Gluten) sowie Soja- und Lupineneiweiß eingesetzt. Hinzu kommen Sojaschrot, Leinsaat, Sonnenblumenkerne, Obst- und Gemüseballaststoffe.
Die Rezepturen der Bäckereien variieren, so dass auch die Nährstoffzusammensetzung der Eiweißbrote verschiedener Bäcker unterschiedlich ist. Allgemein kann man jedoch sagen, dass die Eiweißbrote im Vergleich zu herkömmlichen Broten auf Getreidemehlbasis deutlich weniger Kohlenhydrate und ein Vielfaches an Eiweiß enthalten. Der Anteil an Kohlenhydraten liegt oft unter zehn Prozent, der Anteil an Eiweiß über 20, manchmal auch über 25 Prozent. Zum Vergleich: Normales Roggenmischbrot enthält rund 44 Prozent Kohlenhydrate und sieben Prozent Eiweiß.

Was in der Regel nicht bekannt ist: auch der Fettanteil ist im Eiweißbrot zum Teil deutlich höher als in normalen Broten. Zehn Prozent und mehr sind keine Seltenheit. Herkömmliche Mischbrote enthalten etwa ein Prozent Fett. Entsprechend höher ist auch der Energiegehalt des Eiweißbrotes.
Positiv zu bewerten ist dagegen ihr hoher Ballaststoffanteil.


Umstrittener Nutzen

Die Verfechter von „Low Carb“ argumentieren, dass Eiweiß einen guten Sättigungseffekt besitzt und Eiweißbrot entsprechend das Sättigungsgefühl verlängert. Außerdem bremse ein hoher Eiweißverzehr am Abend die Freisetzung von Insulin während der Nacht. Die verminderte Insulinausschüttung soll die Fettverbrennung verbessern, denn das Insulin hemmt den Abbau von Fettreserven und fördert die Einlagerung von Fetten ins Fettgewebe.

Kritiker beanstanden den vergleichsweise höheren Energiegehalt des Brotes. Denn entscheidend für eine Gewichtszu- oder -abnahme ist die Kalorienmenge, die insgesamt über den Tag verteilt aufgenommen wird. Ein höherer Eiweißverzehr am Abend kann möglicherweise die Gewichtsabnahme erleichtern. Das gelingt aber auch ohne Eiweißbrot auf einfache Weise. Wer „normales“ Weizen- oder Roggenvollkornbrot mit einem fettarmen und eiweißreichen Belag wie Schinken, Bratenaufschnitt, Hüttenkäse oder Ei und dazu eine Rohkost verzehrt, der hat einen ähnlichen Nutzen hinsichtlich Sättigungsgefühl und Insulinreaktion.

Kritisch ist weiterhin zu sehen, dass sich durch die Verminderung des Getreideanteils die Backeigenschaften des Brotes verschlechtern. In einem Marktcheck der Verbraucherzentrale Bayern überzeugten die Newcomer im Backregal auch geschmacklich nicht. Es wurde oft ein etwas klebriges und pappiges Mundgefühl und eine schwammige Konsistenz festgestellt.

Eiweißbrot ist teuer: Ein 500 Gramm schweres Brot kostet oft mehr als drei Euro in Supermärkten und Discountern, in Bio-Qualität deutlich mehr. Dies ist zum einen auf die spezielle Zusammensetzung des Brotes zurückzuführen, zum anderen wird davon ausgegangen, dass Abnehmwillige freiwillig mehr Geld für ein Brot ausgeben, das eine Gewichtsreduktion unterstützen soll.

Schließlich darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Eiweißbrote oft hohe Anteile an potentiell allergenen Substanzen enthalten – Sojaeiweiß, Lupineneiweiß oder Gluten verursachen relativ häufig Allergien.


Unser Tipp

Eiweißbrot hilft nicht beim Abnehmen, vor allem wird man von seinem Verzehr nicht automatisch „Schlank im Schlaf“. Reichlich Gemüse und Obst sowie weniger Fett, Snacks und Naschereien sind der beste Weg, Gewicht zu reduzieren und zu halten.
Auch das Abendessen sollte wie alle anderen Mahlzeiten vielfältig gestaltet werden. Viele Variationen je nach Jahreszeit und individuellem Geschmack sind möglich, so z. B.
  • Dinkelvollkornbrot mit Möhrenrohkost und Gouda 40 % Fett i.Tr. oder Schinken
  • Tomaten-Mozzarella-Salat und dazu Vollkornbaguette
  • Bulgursalat mit klein geschnittenen Paprika, Oliven und Schafskäse
  • Nudelsalat mit klein geschnittenem Sommergemüse und einer Joghurtmarinade.
  • ...

Für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme sollte man außerdem auf Sport und regelmäßige Bewegung setzen.


Quellen und weiterführende Informationen


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