Streuobst – Sanierung von Altbeständen |
Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen erfreuen sich weiterhin einer großen Beliebtheit bei Städten und Gemeinden. Ob als Ausgleichsfläche oder für das Ökokonto, Streuobstwiesen werden gerne angelegt. Doch in der Vergangenheit wurde manchmal nach dem Motto gehandelt: „Gepflanzt ist schnell...“, aber die Pflege in den folgenden Jahren wurde vernachlässigt. Abgesehen von den teilweise enormen Verlusten in den ersten Jahren wuchsen dann viele Bäume ohne jegliche Schnittmaßnahmen heran. Unregelmäßigkeiten im Kronenaufbau, Überalterung und Vergreisung sind die Folge. In vielen Fällen ist ein Verjüngungsschnitt angebracht, um die Vitalität der Bäume zu erhöhen. Gerade bei Bäumen, die jahrelang ohne Schnittmassnahmen gewachsen sind, sollten einige obstbauliche Grundsätze berücksichtigt werden. Nicht selten wird bei Altbäumen dann zu stark geschnitten, was pflanzenbaulich kontraproduktiv ist und zudem die Kronenform negativ beeinflusst. Kronenform In der freien Natur wachsen die meisten Baumobstarten pyramidenförmig. Eine solche Krone hat eine deutliche Gliederung in Stamm - Stammverlängerung (Mitteltrieb) – Leitäste verschiedener Ordnung mit Fruchtästen und -trieben. Bei natürlichem Wachstum ohne Fremdeinwirkung wächst der Mitteltrieb immer am stärksten (Gesetz der Spitzenförderung), alle anderen Triebe sind räumlich klar untergeordnet. Das Streben aller Pflanz-, Erziehungs- oder Verjüngungsschnitte sollte letzten Endes darauf abzielen, dieser natürlichen Vorgabe so nahe wie möglich zu kommen. Denn eine schlanke Spitze und eine entsprechend ausladende Basis garantieren ein harmonisches Wechselspiel zwischen Triebwachstum, Blühverhalten und Ertrag. Wird diese natürliche Ordnung der Triebspitzenförderung gestört – sei es beispielsweise durch Beschädigung des Mitteltriebes oder unsachgemäßen Schnitt – so kommt es zu Störungen im natürlichen Ablauf und Wachstumsverhalten. Für das weitere Verständnis ist die Kenntnis der Wachstumsgesetze sinnvoll. Wachstumsgesetze a. Spitzenförderung Das stärkste Triebwachstum findet man an der höchsten Stelle im Baum, meist am Mitteltrieb. Die obersten, am höchsten stehenden Knospen treiben auch am stärksten aus, das ist die Basis für einen pyramidalen Aufbau, d. h. die Krone ist unten breiter und verjüngt sich nach oben. Bei Störungen (s. o.) können auch mehrere Konkurrenztriebe um diese Spitzen-Position kämpfen. b. Oberseitenförderung Senken sich die Triebe im Laufe Ihres Wachstums und mit zunehmendem Alter unter der Last der Früchte ab, so kann man feststellen, dass die Triebe auf der Oberseite in der Regel eine stärkere Förderung erhalten als die nach unten stehenden. Eine besondere Form der Oberseitenförderung ist die Scheitelpunktsförderung. Sie ist öfter anzutreffen bei älteren, ungepflegten Bäumen. Hier erfahren die Triebe am höchsten Punkt des Astsystems, auf dem Scheitelpunkt, die stärkste Förderung und demzufolge das stärkste Wachstum. c. Basisförderung Auch das Phänomen der Basisförderung ist häufig an älteren Bäumen anzutreffen. Hier fällt ins Auge, dass die stärksten Triebe oft in der Nähe der Basis (Stamm) zu finden sind. Normal wächst die Spitzenknospe am stärksten (Spitzenförderung). Kippt dieser Trieb aus verschiedenen Gründen ab (Schädling, mechan. Beschädigung, Alter, Fruchtlast), so kann der Baum auch in der neuen Situation wieder festlegen, wo der höchste/günstigste Punkt ist für das Wachstum. Weiterhin kann man beobachten, das waagerecht stehende/hängende Äste kürzer und fruchtbarer sind als steilwachsende. Erhaltungsschnitt Dieser zielt darauf ab, die Idealform der Pyramidenkrone zu erhalten. Da mit zunehmendem Baumalter der Schnittaufwand beträchtlich steigt, werden diese Maßnahmen in unregelmäßigen Abständen durchgeführt. Hier gilt der Satz: „Weniger kann mehr sein“. Die alte Faustregel: „nach dem Schnitt sollte man einen Hut durch einen Hochstamm werfen können“ darf man nicht wörtlich nehmen, denn sie ist für den extensiven Streuobstbau nicht geeignet.
Verjüngungs-/Sanierungsschnitt Ältere, sanierungsbedürftige Streuobstbäume stellen besondere Anforderungen.
Fazit: Einen fachmännischen und angepassten Schnitt erkennt man daran, dass im folgenden Jahr kaum Wasserschosser auftreten und die Schnitteingriffe nicht sichtbar sind! |
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