Getreide 2 x reinigen / Säurekonservierung / Schwärzepilze

Stand: 12/11/2006
Autor: Detlef Groß, DLR Westerwald-Osteifel


Nach dem „großen Regen“ im August konnten doch noch die meisten Getreidefelder normal abgeerntet werden, so dass sich die Überlegungen zur Feuchtgetreidekonservierung mit Propionsäure – geschrotet oder als ganze Körner - bei vielen Landwirten wieder erledigt haben. Sollten trotzdem Fragen dazu oder zu entsprechenden Firmen bestehen, rufen Sie bitte an.
Als Vorsichtsmassnahme für die Schweinefütterung ist es dennoch zu empfehlen, kritische Erntepartien mit 14-16% Feuchte prophylaktisch mit 0,6% Propionsäure einzulagern, um dem Verderb im Lager vorzubeugen, da die Vermehrung von Mikroorganismen verhindert wird.
Die Schweine danken es nach Erfahrung vieler Landwirte mit besserer Futteraufnahme und Gesundheit. Dringende Voraussetzung dazu ist aber die exakte Dosierung mit einer Dosierschnecke (mind. 3m lang, Neigungswinkel mind. 30o, Schnecke sollte gut gefüllt sein, Anzahl der Düsen je nach Schneckendurchmesser usw.).

Durch intensives Reinigen des Getreides (z.B. 2 Vol-% bei Gerste) beim Einlagern wird der Besatz an Pilzsporen, sonstigen Keimen und Toxinen erheblich vermindert. Außerdem sind Schmachtkörner mehr mit Fusarien befallen als normale Körner, deshalb lässt sich ein evtl. Gehalt an Zearalenon durch intensives Reinigen um bis zu 75% vermindern, der an DON um bis zu 50%.
Versuche in Grub und auf Praxisbetrieben zeigen, dass sich durch eine zweite Getreidereinigung direkt vor der Verfütterung (weitere 0,2-0,5% Abfall – Vorsicht Bruchkorn!) die Futteraufnahme bei Sauen und Ferkeln erheblich (bis 15%) verbessern ließ und das Durchfallrisiko gesenkt werden konnte. Auch bei sehr guter Ausgangsqualität des Getreides mit unbedenklich niedrigen Keimgehalten war das 2x gereinigte Futter offenbar wesentlich schmackhafter für die Schweine.

Durch die lange Regenperiode waren viele Getreidebestände mit Schwärzepilzen befallen. Wie problematisch ist der Einsatz von Korn und Stroh dieses Getreides?
Die meisten Vertreter der verschiedenen Schwärzepilz-Gattungen (z.B. Epicoccum, Drechslera, Alternaria) sind harmlos, aber die Gattungen Cladiosporium und Chaetomium werden als giftig eingestuft. Ebenso die Gattung Stachybotrys, die Entzündungen von Magen und Darm bei Mensch und Tier auslösen kann (bekannt in der früheren Sowjetunion).
Die Toxine von Stachybotrys sind verwandt mit den Fusarientoxinen DON und Zearalenon.
Normal ist das Gesundheitsrisiko durch die Getreidekörner begrenzt, weil bei trockenen Erntebedingungen und sorgfältigem Drusch ein Großteil der Schwärzepilze abfällt. Intensives Reinigen ist hier besonders wichtig und nützlich.
Das geschwärzte Stroh hingegen wird durch den beim Dreschen entstehenden Staub zusätzlich belastet. Schwärzepilze vermehren sich besonders im Stroh, wenn es auf dem feuchten Boden liegt. Von einer Verfütterung stark belasteter Strohpartien ist abzuraten. Auch belastetes Einstreu-material kann gefressen werden – eine Gefahr z.B. für tragende Sauen in eingestreuten Ställen. Auf keinen Fall darf sich Futter- und Einstreustroh klamm anfühlen oder dumpf und muffig riechen, sonst gibt es Gesundheitsprobleme im Stall.

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