Geschirr aus Melaminharz ist ungeeignet zum Kochen und für die Mikrowelle

Melaminharze sind Kunststoffe - Aminokunstharze. Sie sind leicht, sehr hart, bruchsicher und haben eine glänzende, glatte Oberfläche. Wegen dieser Eigenschaften werden sie unter anderem für die Herstellung von Küchenutensilien wie Teller, Becher, Schüsseln und Besteck verwendet. Campinggeschirr, Geschirr für Kinder und billige Küchengeräte bestehen oft aus Melaminharzen.

Die Grundbausteine der Melaminharze sind Melamin und Formaldehyd. Sowohl für Melamin als auch für Formaldehyd gibt es so genannte spezifische Migrationsgrenzwerte. Das sind die maximalen Stoffmengen, die aus den jeweiligen Gegenständen auf Lebensmittel übergehen dürfen (30 mg Melamin bzw. 15 mg Formaldehyd / kg Lebensmittel). Die täglich duldbare Aufnahmemenge (TDI) an Melamin liegt bei 0,2 mg / kg Körpergewicht.
Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und der Landesbehörden zeigen, dass Küchenutensilien aus Melaminharz beim Erhitzen Melamin und Formaldehyd abgeben. Vor allem bei der Zubereitung von säurehaltigen Lebensmitteln wie Obst oder auch Gemüse können Melaminharze zersetzt und Formaldehyd und Melamin freigesetzt werden. Dabei können die o. g. Grenzwerte deutlich überschritten werden. Formaldehyd ist ein leicht flüchtiger Stoff, so dass ein gesundheitliches Risiko zusätzlich durch Einatmen besteht.
Ein äußerer Hinweis auf die Zersetzungsvorgänge im Kunststoff ist, wenn das Material seinen Glanz verliert. Beschädigungen der Oberflächen beschleunigen die Freisetzungsprozesse zusätzlich.

Die Überschreitung der Grenzwerte bedeutet nur in extremen Fällen eine Gesundheitsgefährdung. Im Jahr 2008 hat Milchpulver aus China, das mit Melamin gestreckt war, zu schweren Symptomen bis hin zum Nierenversagen bei Kleinkindern geführt. Die Melaminkonzentrationen waren jedoch deutlich höher als dies bei der Migration aus Kochgeschirr festgestellt wurde. Aus Tierversuchen sind toxische Wirkungen an der Blase bekannt. Formaldehyd gilt als Allergen von Haut und Atemwegen. Es wirkt haut- und schleimhautreizend und kann durch Einatmen Krebs im Nasen-Rachen-Raum auslösen.

Das BfR rät, beim Kochen oder Braten und beim Erhitzen von Lebensmitteln in der Mikrowelle kein Geschirr und keine Küchenutensilien wie Kochlöffel, Pfannenwender u. ä. aus Melaminharzen zu nutzen. Werden diese Gegenstände bei Temperaturen unter 70 °C verwendet, besteht keine Gefahr. Deshalb sieht das BfR auch kein Problem darin, heiße Getränke oder Speisen in Becher, Schüsseln oder Teller aus Melaminharzen zu füllen.

Für den Verbraucher ist es oft schwierig, Gegenstände aus Melaminharzen zu erkennen. Es besteht keine Kennzeichnungspflicht. So hat ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gezeigt, dass nur wenige Firmen ihre Produkte entsprechend kennzeichnen oder mit Warnhinweisen versehen. Nur in einzelnen Fällen findet man auf Schüsseln und Geschirr Hinweise wie „nicht mikrowellengeeignet“ oder „nicht hitzebeständig“ bzw. bei Pfannenwendern und Kochlöffeln den Hinweis auf Melaminharze „MF“.

Quellen
  • Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (Hrsg.):
  1. Kochlöffel und Geschirr aus Melaminharz sind für die Mikrowelle und zum Kochen nicht geeignet, Presseinformation 11/2011 vom 12.05.2011,
  2. Fragen und Antworten zu Geschirr und Küchenutensilien aus Melaminharz, FAQ des BfR vom 25.11.2019,
  3. Freisetzung von Melamin und Formaldehyd aus Geschirr und Küchenutensilien, Stellungnahme Nr. 12/2011 des BfR vom 09.03.2011,
    Beiträge im Internet unter
    bfr.bund.de (Zugriff 24.08.2011, aktualisiert 26.05.2025)
  • Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Vom Umgang mit Schüsseln und Kochlöffeln, in: Knackpunkt August 2011, S. 4f


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